Selbst schuld

Ich finde diesen Artikel aus der ZEIT wirklich lesenswert:

Selbst schuld!
Ob Niedriglöhne, Stellenabbau oder Umweltzerstörung: Was uns als Bürger empört, fördern wir als Kunden [Von Sven Hillenkamp]

Ein Zitat daraus:
„Es ist eine Persönlichkeitsspaltung: Wir schimpfen über die Schließung deutscher Standorte und kaufen am selben Tag eine Hose für 30 Euro, die in Bangladesh genäht wurde. Auch die französischen Studenten, die gegen die Globalisierungsscheiße, die merde mondialiste, auf die Straße gehen, die jetten billig durch die Welt und kleiden sich von Kopf bis Fuß in H&M. Der Protestwähler ist im Zivilstand Schnäppchenjäger. Wir sind Schizophrene. Die Diagnose trifft die Völker aller westlichen Demokratien. Als Bürger sind wir Sozialisten – Verfechter der alten sozialen Errungenschaften. Als Kunden sind wir Neoliberale. Marktradikale. Uns ist Recht, was billig ist. »Für 19 Euro nach Barcelona.« Noch nie war Doppelmoral so preiswert.“

Mit genau dieser Begründung kaufe ich einen Großteil meines Essens wirklich im richtigen Laden, also beispielsweise Fleisch beim Metzger (mit eigener Schlachtung) oder vom Direktvermarkter, weil man dann nicht die weiten Tiertransporte fördert, Arbeitsplätze vor Ort erhält und dort Qualität geboten werden muss, um sich vom verpackten Zeug beim Discounter abzuheben. Der „Dorfmetzger“ kann sich auch keinen Fleischskandal leisten, denn damit ist er nicht nur ruiniert, sondern auch bei den Mitbürgern unten durch. Da kann die Familie wohl nur noch wegziehen.
Billige Lebensmittel, die weniger kosten als der Erzeuger für eine ordenliche Produktion aufwenden muss, können zudem auf Dauer nicht diesselbe Qualität haben wie Lebensmittel zu realistischen Preisen, die diesen Preis auch wert sind – also lieber preiswert statt billig.

Natürlich habe auch Dinge vom Discounter, kaufe gelegentlich Waren aus asiatischer Billigproduktion, aber ich versuche es zumindest dies möglichst häufig zu vermeiden. So haben auch Produkte aus heimischer Produktion und Fachgeschäfte eine Chance.